Verantwortungseigentum – „Gegengewicht zum globalen Turbokapitalismus“

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil spricht sich für eine neue Rechtsform für Unternehmen aus, um die gesellschaftliche Verantwortung und nachhaltiges Handeln von Unternehmen zu stärken. Das Verantwortungseigentum als eine Unternehmensform für das 21. Jahrhundert.

Immer mehr Gründerinnen und Unternehmer wollen ihre Betriebe sozialen und ökologischen Werten verpflichten, statt vorrangig Gewinnmaximierung zu betreiben. Sie plädieren für die Idee des Verantwortungseigentums als neue, nachhaltige Form des Wirtschaftens.

Die Idee

Dahinter steht der Gedanke, Firmen im Sinne ihrer Gründerinnen und Gründer dauerhaft fortführen zu können. Eigentümerinnen und Eigentümer halten keine Anteile am eigenen Unternehmen und haben damit auch keinen Zugriff auf dessen Gewinne. Diese verbleiben im Betrieb und werden dort reinvestiert oder zurückgelegt. Die Unternehmerinnen und Unternehmer halten jedoch die Verantwortung für das Unternehmen, sie sind Verantwortungseigentümerinnen bzw. Verantwortungseigentümer.

Doch damit Unternehmen quasi sich selbst gehören, fehlen derzeit Rechtsform und klare Gesetze. Deshalb plädiert eine Initiative dafür, das Gesellschaftsrecht zu erweitern, um die Rechtsform „Unternehmen in Verantwortungseigentum“ dort festzuschreiben.

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil begrüßt den Vorstoß für diesen zukunftsweisenden Unternehmenstypus: „Wir brauchen soziale Innovationen wie neue Unternehmensmodelle, um die Soziale Marktwirtschaft fit für die gesellschaftlichen Anforderungen des 21. Jahrhunderts zu machen“, schreibt er gemeinsam mit Denis Bartelt, Co-Gründer und Geschäftsführer der Crowdfunding-Plattform „Startnext“, im Handelsblatt.

Verantwortungseigentum als Chance

Beide sehen in der Rechtsform Verantwortungseigentum „eine Chance, den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf wirtschaftlicher Ebene zu institutionalisieren und die Soziale Marktwirtschaft wieder stärker am Gemeinwohl auszurichten.“ Unternehmen in Verantwortungseigentum seien „keine Ware“, so Klingbeil und Bartelt. „Sie sind ein Gegengewicht zum globalen Turbokapitalismus und können in Krisenzeiten ein Anker der Stabilität für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sein.“

130 Jahre alt

Wenn auch wenig bekannt, ist Verantwortungseigentum keine neue Idee. Seit 130 Jahren gibt es in Deutschland Unternehmen, die Verantwortungseigentum bis heute in ihrer DNA verankert haben. Pioniere waren Schott und Zeiss, aktuell stehen in Deutschland mehr als 200 Unternehmen in Verantwortungseigentum – neben bekannten Beispielen wie Bosch und Alnatura auch viele Start-ups und junge Unternehmen.

Und auch ein Blick nach Dänemark zeigt, dass die Rechtsform seit über 100 Jahren funktioniert: Inzwischen kommen dort 50 Prozent aller Investitionen in Forschung von solchen Unternehmen.

Quelle: spd.de