Zum Tod von Hermann Scheer erklärt der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Sigmar Gabriel:
Die Nachricht vom Tod Hermann Scheers hat mich tief erschüttert und sprachlos gemacht. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.
Als 21-Jähriger fand Hermann Scheer zur Sozialdemokratie. 1993 wurde er Mitglied des SPD-Parteivorstandes. Drei Jahrzehnte war er Mitglied des Deutschen Bundestages.
Hermann Scheer war ein engagierter Kämpfer für die dringend notwendige Energiewende. Früher als andere erkannte er, dass ein Fortführen der derzeitigen Art des Energieverbrauchs eine Katastrophe für die Umwelt und das Ende der menschlichen Zivilisation bedeuten würde. Deshalb engagierte er sich – im Parlament, in der SPD, aber vor allem im direkten Gespräch mit Bürgern, Initiativen und der Wirtschaft – für einen raschen, entschiedenen Ausbau der Erneuerbaren Energien. Dieser Wandel war für ihn ein „energethischer Imperativ“ – alternativlos sowohl im wirtschaftlichen wie im moralischen Sinne.
Hermann Scheer war ein Politiker, der politische Wirkung auch ohne formale Ämter in Regierung oder Parteien entfaltete – durch seine klaren Argumente, durch seine visionäre Kraft und seine charismatische Erscheinung. Die Verleihung des Alternativen Nobelpreises zeigte auch, welch große internationale Beachtung seine Kompetenz und sein hellsichtiges Wirken für die Energiewende fand – manchmal mehr als im eigenen Land. Oft wirkte Hermann Scheer wie ein David, der gegen die Goliaths dieser Welt kämpfte: gegen ignorante Ablehnung der Energiewende in der Wirtschaft, aber auch in der Politik. Seine Lebensphilosophie war, dass der Text ohne Bedeutung ist, wenn alle einstimmig singen. Das hinderte ihn nicht an Parteisolidarität – aber schützte ihn stets vor Konformismus.
Hermann Scheer war ein politischer Visionär, der kein Träumer war. Die Rettung unserer natürlichen Lebensgrundlagen war sein Antrieb. Seine Arbeit verpflichtet uns. Die SPD wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
(Quelle: SPD.de)