Gotha und das Tivoli sind besondere Orte der wechselvollen Geschichte der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie. Weitere Informationen dazu auf der Internetseite des Fördervereins
1875 vereinigten sich im Tivoli der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV/ „Lassalleaner“) und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands (SDAP/ „Eisenacher“) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD), die seit 1891 den Namen SPD trägt.
Die „Kritik zum Gothaer Programm“ von Karl Marx wurde zu einem Schlüsseltext der revolutionären Arbeiterbewegung.
In Gotha fanden ferner die SPD-Parteitage von 1876, 1877 und 1896 statt. Im sozialdemokratischen „Volkshaus zum Mohren“ gründete sich 1917 die Unabhängige Sozialdemokratische Partei (USPD) und hier wurden 1933 die Gothaer Gewerkschaften und Arbeiterorganisationen von den Nazis zerschlagen. 1946 wurde in Gotha die Gründung des SED-Landesverbandes Thüringen inszeniert. Im Januar 1990 wurde der SPD-Landesverband Thüringen im Tivoli wiedergegründet. Willy Brandt sprach damals vor etwa 100.000 Menschen auf dem Gothaer Hauptmarkt.
1956 wurde im Tivoli eine DDR-typische Gedenkstätte eingerichtet, die bis 1990 bestand. Nach der friedlichen Revolution von 1989 war das Haus in einem sanierungsbedürftigen Zustand. Dank des Engagements von Bürgern, Tivoli-Förderverein und der Stadt wurde das Gebäude in mehreren Jahren aufwendig saniert und ist zu einem Kleinod geworden, vom Atem großer Geschichte durchströmt.
In mühevoller ehrenamtlicher Kleinarbeit wurde eine kleine, aber feine neue Ausstellung zusammengetragen, welche die wechselvolle Geschichte darstellt, allerdings noch nicht modernen museumspädagogischen Ansprüchen genügen kann.
Neben der Darstellung der Historie verbunden mit politischer Bildungsarbeit wollen wir das Tivoli zum „Haus der sozialen Demokratie“, als Begegnungs- und Bildungsstätte ausbauen. Allerdings fehlen uns hierzu die personellen und finanziellen Ressourcen.
Wir unterhalten das Tivoli derzeit ohne öffentlichen institutionellen Zuschuss ausschließlich mit Beiträgen der Mitglieder, Spenden und kleinen Einnahmen im Zuge von Veranstaltungen. Eine Kollegin kümmert sich aufopferungsvoll im Rahmen eines Zusatzjobs um die grundlegende Nutzung des Hauses. Alle weiteren Tätigkeiten werden durch ein Dutzend ehrenamtlich Engagierter unter größter Anstrengung erledigt. Die Unkosten für Energie, Brandschutz usw. (8.200 €) übersteigen unsere Einnahmen (5.000 €) bei weitem.
Dennoch sind wir angesichts der Perspektiven für ein „Haus der sozialen Demokratie“
weder mut- noch hoffnungslos. Die betriebswirtschaftliche „Rechnung“ ist in diesem Zusammenhang banal: Wenn im Rahmen des Tivoli-Freundeskreises, der hiermit gegründet ist, 7.000 Organisationen und Personen je 1 € pro Jahr spenden würden, hätten sich die Unterhaltungskosten erledigt; bei einer Spende von 10 € im Jahr könnten wir zudem zwei Zusatzjobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse auf der Basis des Mindestlohnes umwandeln, was organisatorisch dringend notwendig und für uns ein moralisches Gebot ist.
An dieser Stelle ist festzuhalten, dass das Tivoli mühsam, aber stetig voran geschritten ist. Die Stadt Gotha hat über 1,5 Mio. € in die umfangreiche Sanierung zum Erhalt der Bausubstanz investiert. Die Bundes- SPD hat uns mit 15.000 DM und 10.000 € für Sachmittel unterstützt. Die Friedrich-Ebert-Stiftung Thüringen unterstützt uns mit qualitativ hochwertigen Veranstaltungen, die sehr gut besucht werden.
Wenn es uns gelingt, dass viele Freundinnen und Freunde uns mit kleinen Beiträgen unterstützen, dann wird ein lebendiges „Haus der sozialen Demokratie“ mit überregionaler Ausstrahlung entstehen.
Mit solidarischen Grüßen
Der Vorstand des Fördervereins